Die Aquarelle der in London lebenden Künstlerin Silke Otto-Knapp ( geb. 1970 in Osnabrück) sehen auf ersten Blick wie Darstellungen von Landschaften aus, doch tatsächlich zeigen sie häufig Stadtansichten oder tropische Pflanzen in Palmenhäusern. In den beiden in der Publikation zur Ausstellung vorgestellten Serien beschäftigt sich die Künstlerin mit den Städten Las Vegas und Los Angeles, glamouröse, fast mythisch aufgeladene Orte, wobei die einzelnen Motive immer auf fotografischen Vorlagen - eigene Aufnahmen oder gefundenes Material aus Zeitschriften etc. - basieren.
Man könnte sich an Landschaftsmalerei zu Beginn des 19. Jahrhunderts erinnert fühlen, doch geht es bei Silke Otto-Knapp um die malerische Annäherung und Untersuchung des Bildes von einem Ort und nicht um den tief empfundenen Eindruck des Ortes, die unmittelbare Erfahrung der Landschaft. Bei Silke Otto-Knapp tauchen keine Menschen oder Figuren auf, die auf eine Verhältnis zur Natur als romantisches Gegenüber verweisen könnten. Außerdem scheint der Bildraum immer von dem fotografischen Format der Vorlagen bestimmt und nicht von dem Blickfeld einer Person, die sich selbst an der dargestellten Stelle aufgehalten hat. Konzeptuelles und malerisches Denken verbinden sich in Silke Otto-Knapps leichter, transparenter Malweise, die zufällige Entwicklungen und atmosphärische Verläufe zulässt, dabei aber kein inneres Erleben zum Ausdruck bringen will.
Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf (1. Juni - 24. Aug. 2003); mit Textbeiträgen Andreas Spiegl, Jan Verwoert und einem Interview mit Silke OttoKnapp von Anette Freudenberger (deutsch/englisch)
Frankfurt/Main, 24 x 17, 5 cm, 112 S., 38 Farbabb., Broschur
ISBN 978-3-936919-74-5