»Eine Sekunde ist vorbei, noch bevor sie begonnen hat, noch bevor das Wort ?Sekunde? gedacht und ausgesprochen ist. Eine Sekunde kann über Leben und Tod, Glück oder Unglück entscheiden. Eine Sekunde, als ebenso gebräuchliche wie unfassbare kleinste Zeiteinheit, liegt der aktuellen Installation des slowakischen Künstlers Boris Ondreicka im Bregenzer Magazin 4 zugrunde. (...)
Beschäftigt er sich in seinem Schaffen mit Themen wie der Fragmentierung von Wirklichkeit durch die Massenmedien sowie der Suche nach einem kritischen und politischen Konzept von Kunst und Künstler, so setzt sich der 1969 geborene Ondreicka auch in seiner ersten Einzelausstellung in Österreich mit der sensiblen Thematik des menschlichen Seins auseinander. Die Installation ?ONE SECOND / OUT OF TIME? nimmt sich des Phänomens der ersten Sekunde im Wahrnehmungsprozess des menschlichen Lebens an und versucht dieses Phänomen sichtbar zu machen. Eine einzelne Sekunde zu analysieren, bedeutet sie aus dem Fluss der Zeit herauszulösen. Was praktisch unmöglich ist, kann höchstens mit bestimmten Geräten, die die Zeit aufzeichnen, gelingen. Als eine abstrakte, symbolische Form, als Kompromiss, als Übereinkunft oder als Gewohnheit bezeichnet Boris Ondreicka die Zeiteinheit der Sekunde. Eine Sekunde kann auch Fetischcharakter annehmen, zum Beispiel im Sport, oder aber die Geschichte verändern. Der Abstraktheit seiner aktuellen Installation liegt damit ein klares Motiv zugrunde, wenn der Künstler die kleinen Zwischenräume im Leben aufzuspüren und darzustellen versucht und den Betrachter auf seine prozessualen Denk-Reisen mitnimmt.« (Ariane Grabher)
Magazin 4 Vorarlberger Kunstverein, Bregenz (Mai - Juli 2004); M4 disjecta - Schriftenreihe des Magazin 4, Bd. 4; mit einem Gespräch zwischen Judith Reichart und Boris Ondreicka (deutsch/englisch)
Frankfurt/Main, 16 x 12 cm, 48 S., 24 Abb., Broschur
ISBN 978-3-937577-52-4