All this, Darling, once belonged to us
Wiebke Gröschs und Frank Metzgers seit dem Beginn ihrer gemeinsamen künstlerischen Tätigkeit konsequent verfolgte Arbeitsweise, ihr formaler Umgang mit heterogenen Elementen und Medien, basiert auf einem klaren Blick. Ausgehend von präzisen Analysen werden Beziehungen hergestellt, wobei jederzeit, oftmals auch spielerisch, die Möglichkeit von Widerstand evoziert und Handlungsspielräume aufgezeigt werden.
Wie wird Kunst zum Analyseinstrument für gesellschaftliche Vorgänge? Wodurch kann Kunst ein diskursives Bewusstsein aktivieren? Die Erweiterung des Kunstbegriffs in den frühen 1970er-Jahren und die damit verbundene ästhetische Dimension des Politischen bilden einen Kernpunkt in den Arbeiten von Wiebke Grösch und Frank Metzger. Sie reihen sich damit ein in eine Gruppe von Künstlern wie Andrea Fraser oder Hans Haacke, die die künstlerische Forschung als Grundlage ihrer Arbeiten sehen. Seit der konzeptualistischen Wende ist die künstlerische Arbeitsweise nicht mehr reduzierbar auf Mittel zur Bilderzeugung, sondern es geht in weiterer Folge um künstlerische Strategien, die sich mit Wissensproduktion auseinandersetzen.
Es geht hier letztlich auch um Bildforschung, um die Analyse von Bildern und ihre Appropriation. Es geht aber genauso um ein komplexes Interesse an Inhalten, die sich aus den verschiedensten Bereichen wie Theater, Politik und Gesellschaft zusammensetzen, um dann in einer künstlerischen Arbeit in einen Zusammenhang gebracht zu werden. Wiebke Grösch und Frank Metzger stellen diese Parameter zur Diskussion, indem sie mit Überschneidungen und direkter Gegenüberstellung auf eine Form der künstlerischen Forschung hinweisen, die sich auf eine komplexe Vernetzung von Inhalten stützt. Auch in ihren installativen Werken geht es um das Aufbrechen und Analysieren gesellschaftlicher Strukturen sowie das Offenlegen der dazugehörigen Prozesse. Sie unterlaufen dabei die diskursive Macht wissenschaftlicher Klassifizierung, indem sie eine kalkulierte Unschärfe und Mehrdeutigkeit in ihre Arbeit einfließen lassen.
Aus dem Text ?Die Wucht des Widerstandes? von Nina Herlitschka und Bettina Steinbrügge.
Der monografische Katalog erscheint anlässlich der Ausstellung ?Kunstgeschichten im Steinernen Haus ? To the People of the City? im Frankfurter Kunstverein, 8. Dezember 2012 bis 03. Februar 2013. Er vereint eine Auswahl von Arbeiten der letzten sieben Jahre und bietet so einen umfassenden Einblick in das Schaffen des Künstlerpaares. Auch die titelgebende Installation, welche im Rahmen der Einzelausstellung im Frankfurter Kunstverein zu sehen sein wird, ist ausführlich dokumentiert.
What underlies the working methods Wiebke Grösch and Frank Metzger have consistently pursued throughout their artistic collaboration and their formal handling of elements and media is clarity of vision. By dint of scrupulous analyses, relations among things are established, whereby resistance can be evoked as a possibility at any time?often playfully?and scope for action brought to light.How does art become a tool for analyzing social processes? By what means can art activate discursive consciousness? The expanded concept of art that dates back to the early 1970s and the concomitant aesthetic dimension of the political are central to the works of Grösch and Metzger. Here they are in line with such artists as Andrea Fraser and Hans Haacke who base their works on artistic research. Artistic procedures are no longer simply reducible to picture production, but now include artistic strategies that engage with the production of knowledge. Ultimately, pictorial research is what is at issue here. The working methods of picture analysis and appropriation have levelled the way for artistic research, representing a transition from pure to applied research. No less important is a complex interest in themes and subjects drawn from spheres as various as theatre, politics and society which are brought into relation in artistic works. Wiebke Grösch and Frank Metzger open these parameters to discussion, using overlaps and juxtaposition to point to forms of artistic research based on complex thematic interrelations. Their installation works are also concerned to break open or analyze social structures or to lay bare the processes involved. They subvert the discursive power of scientific classification by allowing a calculated fuzziness and ambiguity to enter their work. Quoted from the text ?The Brunt of Resistance? by Nina Herlitschka and Bettina Steinbrügge.
Berlin 2012, 150 pages, 75 colour / 12 b/w ill., 20,3 x 27 cm, Softcover, German/English
ISBN 978-3-86895-252-0