Frankfurt/Main, 68 Seiten, 45 Abb., 21,6 x 16,5 cm, gebunden
Die fotografischen Projekte mit sozialdokumentarischem Anspruch über die USA, wie »The Americans« von Robert Frank oder auch »The New West« von Robert Adams, setzten eine Einheitlichkeit gesellschaftlicher Erfahrung voraus, die heute nicht mehr gegeben ist. Das Amerikabild existiert nicht mehr, höchstens als pathische Projektion eines Antiamerikanismus, der in den USA die Avantgardeeiner verhassten Moderne verkörpert sieht. Dabei beruht das antimoderne Element des Antiamerikanismus auf ähnlichen Wurzeln wie eine Amerikasehnsucht, die in romantizistischer Naturverherrlichung und nostalgischer Vorliebe für eigenwilliges Retrodesign auf der Suggestion einer spielerischen, nicht entfremdeten Moderne beruht. Die in den USA und Deutschland aufgenommenen Fotografien von Eiko Grimberg umkreisen diese fragwürdig gewordene, mythologische Bildlichkeit und zeigen Ausschnitte der Komplexität der amerikanischen Gesellschaft und ihrer unauffällig gewordenen Verbindungen zu Deutschland: Schnappschüsse eines Tanzbodens in den Südstaaten, wo zu französischsprachigem Zydeco und dem von deutschen Einwanderern mitgebrachten Akkordeon getanzt wird; die grafische Integration der Airforce in das Motiv der »Bauern auf der heimischen Scholle« an der Hauswand in einem abgeschiedenen Hunsrückdorf; Grabsteine deutscher Einwanderer, die im Zuge der Rivalitäten der Westbesiedlung ihren Tod fanden und Relikte der »Texas-Germans« in Dörfern des Hill Country. In der Modifizierung der Bildsprache amerikanischer Fotografen wie Walker Evans und Steven Shore zeigt sich nicht nur eine formale Seite dieses Kulturtransfers; im Kontrast von beiläufiger Landschaftsfotografie und mythischer USA-Ikonografie stellt sich die Frage, was eine visuelle Repräsentation des Amerikanischen überhaupt sein kann. (Torsten Liesegang)
hrsg. v. Frank Lutz
Frankfurt/Main, 68 Seiten, 45 Abb., 21,6 x 16,5 cm, gebunden