Kein Tag ohne Zeichnung
Ansichtssache
Kein Tag ohne Zeichnung, denn das banale Leben kann manchmal eine so einnehmende Erfahrung sein.
Ein gezeichnetes Tagebuch also, das die Künstlerin Esther Ernst auf den Rückseiten von Postkarten seit 2006 führt. Aus diesem ständig wachsenden Konvolut von inzwischen etwa 2200 Karten wird nun erstmals ein Ausschnitt von einem Jahr in Buchform veröffentlicht. Ein Jahr im Leben von Esther Ernst ? verzeichnet auf Postkarten, verschickt vom Revolver Verlag.
In der Monographie stellt Esther Ernst jeweils die Vorder- und die Rückseiten eines Tages einander gegenüber. Und macht damit den Blick frei auf ein Zwischen.
Zwischen den Vorder- und Rückseiten entwickelt sich ein Dialog ? zwischen dem Offensichtlichen und dem Unbekannten und Versteckten oder zwischen Allgemeinplätzen mit Wiedererkennbarkeitswert und inneren Landschaften und blühenden Phantasien.
Die Postkartenfotos erzählen ihre eigene Geschichte ? mit ihren Motiven im Wandel der Zeit sind sie Andenken für die Ewigkeit. Üblicherweise ist die Postkarte ? außer einem Objekt der Begierde für Sammelleidenschaftliche ? ein inzwischen veraltendes Medium der Kommunikation. Sie ist Übermittler von Grüßen an die Daheimgebliebenen und als solche meist Träger von banalen Mitteilungen über Wetter, Essen, Stimmung. Hier nun stehen den grob-schönen Bildern der Außenwelt zarte Momentaufnahmen von Innenwelten gegenüber. Auf den Rückseiten verzeichnet Esther Ernst Anschauungen, intime Erfahrungen und Tagesreste und unterlegt die filigranen Zeichnungsminiaturen mit kurzen Botschaften. Sie führt Buch, Tag für Tag, über die zahllosen Variationen von Ich und Welt: Ich in der Welt, Ich ohne Welt, Ich in meiner Welt? Alles eine Frage der Perspektive ? Ansichtssache also.
Ein Buch für Memorabilialiebhaber, Andenkensammler, Reisende in fremde Welten und unbekannte Zeiten.
hrsg. von Esther Ernst anlässlich der Ausstellung "ist es ich" im Forum Vebikus Schaffhausen vom 18. August - 16. September 2012
I never travel without my diary. One should always have something sensational to read on the train.
Not one day without a drawing, as life, banal as it is, can be such a consuming experience.
Thus a diary, which the artist Esther Ernst has been keeping daily since 2006 on the reverse of postcards. Out of this permanently growing assortment of currently 2200 cards an extract of one year will be edited as a book. A year in the life of Esther Ernst depicted on postcards, forwarded by Revolver Verlag.
In this monograph Esther Ernst contrasts every front side of one day with its reverse side. And thereby opens up the view on a between. A dialogue between the front and reverse sides evolves ? between the obvious and the hidden and unknown or between commonplaces with chlichéd recognizability and inner landscapes and flowering fantasies. The picture postcards tell their own stories ? with their motifs changing through ages they are mementos for eternity. Usually the postcard is ? except for being an object of desire for collectors ? an aging medium of communication. It is used for greetings from all over the world to the loved ones at home, carrying the most banal information about weather, food and mood. But here these crudely-beautiful photos of an outside world are juxtaposed with subtle snapshots of an inner life. On the reverses Esther Ernst depicts outlooks, intimate insights and remains of the day and highlights those delicate miniatures of drawings with short messages. She keeps a record, day by day, of countless variations on self and world: me in the world, me without world, me in my world? Albeit ? a question of perspective ? a matter of opinion ? sent on approval.
A book for lovers of memorabilia, collectors, travellers in strange worlds and unknown times.
Ed. by Esther Ernst on the occasion of the Exhibition "ist es ich" im Forum Vebikus Schaffhausen 18. August - 16. September 2012
Berlin 2012, 272 Seiten, 732 Farb-Abb., 16,4 x 24 cm, broschiert, Deutsch
ISBN 978-3-86895-243-8