Mein Telefon stand durch ein Kabel mit der Wand verbunden auf dem Schreibtisch. Früher hatte die Verbindung zur Welt ihren festen Platz.
Beim Gespräch am Telefon begann die Hand zu zeichnen. Sterne, Gitter, Durchkreuzungen und Wiederholungen suchten sich ihren Ort.
In der Hochschule noch die Zeichnungen des Studiums, des Vereinbarten, hier nun Striche, Linien aus dem Inneren. Ganz körperlich berührte mich das so Gezeichnete. Das stellte alles Gelernte in Frage, war der Anfang von Eigenem.
Ein Pinsel mit Tusche berührt das leere Papier. Im Sitzen oder im Stehen, bergebeugt, die Fläche im Blick, zeichne ich. Durch Bewegung der Finger entsteht eine Linie. Gespannt verfolge ich ihren Verlauf mit den Augen. Meine Vorstellung bestimmt die Geschwindigkeit ihrer Ausdehnung. Der Abrieb, das Einsickern der Farbe, teilt das Papier in Schwarz und Weiß. Mein Körper spürt die Spannung zwischen Papier und Linie, Gewichte werden nachvollzogen und der Geist prüft die Form. Ich beobachte, lasse geschehen und entscheide. Material verwandelt sich in Zeichnung, Papier und Farbe werden Zeichnung, sind nun Anschauung und Gegenstand.
Die Zeichnungen werden mir ein Gegenüber. Eigenständig geworden, spiegelt sich das Gezeichnete mir fremd zurück. Immer wieder noch mal, immer mehr, immer weiter zeichnen.
Nach und nach füllen die vielen Zeichnungen mein Atelier.
Mit Magneten befestigt hängen sie in langen Reihen an den Wänden.
Die Wände sind voll davon. Die Zeichnungen umgeben mich.
Im Vorbeigehen, im flüchtigen Erscheinen prüfe ich ihre Eigenart sowie ihren Widerstand. Das Eintauchen in diese Fülle beruhigt mich und macht mich glücklich. Ich kann nicht aufhören.