Wohlige Erinnerung und Schaudern zugleich rufen die fragilen Objekte und Installationen von Heike Döscher hervor. Einfache Holzplatten sind kombiniert mit Blümchentapeten, Vorhangschienen und Holzimitaten. Dazwischen künden Photos und Videos vom Einsatz dieser Materialien in der realen Welt. In Eigenheimen und Wohnsiedlungen verschönern solche Dekorationsprodukte den Alltag des Bürgers. In Heike Döschers Installationen sind sie ihres Kontextes entzogen und führen als Fragmente nurmehr ein exponiertes Dasein als Zitat. Ironisierung des Biederen schwingt mit sowie eine Faszination an der künstlichen Materialästhetik und an der Imitationsfreude der Hersteller.
Die Künstlerin inszeniert spielerisch unbenutzbare Installationen, die liebevolle Blicke in die Vergangenheit, ins elterliche Heim, zum Alltag zulassen. Häufig sind Videofilme integriert, die Menschen in ihrer Umgebung zeigen. Ein Mädchen hüpft in der Küche über Eck, ein Mann lässt melancholisch den Blick zurück in eine Reihenhaussiedlung schweifen, ein Staubwedel arbeitet langsam zu nerviger, schriller Musik, ein menschlicher Kopf bewegt sich auf dem Bildschirm rauf und runter. Es geht um Banalitäten, und doch sind es prägende Elemente unseres Lebens.
Galerie der Künstler, München (7. Sept. ? 4. Okt. 2002); mit einem Essay von Heike Ander (deutsch/englisch)
Frankfurt/Main, 24 x 19 cm, 48 S., 53 Farbabb., Broschur
ISBN 978-3-934823-75-4