Hans Schabus, der durch eine Reihe kühner Projekte wie seine Bootsfahrt durch die Wiener Kanalisation 2002 oder die Überbauung des österreichischen Biennale-Pavillons 2005 in Venedig bekannt wurde, erweitert mit seinen Raumvermessungen beständig die Möglichkeiten der Bildhauerei. Der 1970 geborene, heute in Wien lebende Schabus ist berüchtigt für seine teils drastischen Interventionen an bestehenden Architekturen. Die titelgebende Serie The Long Road from Tall Trees to Tall Houses ist eine vergleichsweise stille und womöglich auf den zweiten Blick eine von Hans Schabus' geistreichsten Arbeiten. In ihrem Mittelpunkt steht er selbst, aber auch und das ist ein wiederkehrendes Motiv in seiner Kunst die Bewältigung einer Strecke und das Durchmessen eines Raums. Innerhalb von 42 Tagen, vom 19. Juni bis 30. Juli 2015, legte er mit dem Fahrrad eine Strecke von etwa 5350 Kilometern zurück von der amerikanischen West- zur Ostküste, vom Redwoods National Park nördlich von San Francisco bis nach New York. Jeden Mittag hielt er um 12 Uhr an, um das Stück vor ihm liegender Strecke mit seiner Smartphone-Kamera zu fotografieren. Das derart durch den gesteuerten Zufall entstandene Material seiner Reise übertrug er für eine Ausstellung im Salzburger Kunstverein 2016 in 42 Bildtafeln. Diese schlossen sich im Ausstellungsraum, chronologisch angeordnet, kreisförmig um das nun demontierte und als vertikale Skulptur von der Decke hängende Fahrrad des Künstlers. Die im Revolver Verlag erscheinende Monografie dokumentiert diese und auch die stark davon abweichende Präsentation, die Hans Schabus für die Kunsthalle Darmstadt 2017 entwickelte und um neue ortsspezifische Elemente erweiterte. Geplant ist zudem eine dritte Ausstellung am Ort der Entstehung der Serie in Nordamerika. Der reich bebilderte Band zeigt Installationsansichten der von Schabus für Salzburg und Darmstadt entwickelten Ausstellungsräume, auf die er seine Reisestrecke umgelegt hat. Er enthält dazu eine SMS-Korrespondenz, die Schabus 2015 während der Reise führte und die den Leser Freuden wie Strapazen der Tour nachvollziehen lässt, sowie zwei englischsprachige Essays der Kuratoren Séamus Kealy (Salzburg) und León Krempel (Darmstadt).